• OPEN LOOK XXI strahlte wie ein einsamer heller Stern am russischen Tanzhimmel.

    BildIm Land, in dem Ballett eine gewichtige Rolle in staatlich geförderter Kultur spielt, in dem die großen Opernhäuser ihre weltberühmten Tanzensembles unterhalten, wo Einheimische und Touristen für stets hochpreisig ausverkaufte Vorstellungen sorgen, wird der zeitgenössische Tanz immer noch als Stiefkind behandelt. Die Repräsentanten der „klassischen“ Häuser versuchen mit Nichtwissen-Wollen und anhaltendem Spott Jahr für Jahr das zeitgenössische Genre aus der nationalen Förderungen heraus zu halten.

    Seit nunmehr 20 Jahren arbeitet Vadim Kasparov dagegen an. Mit Beharrlichkeit, bewiesener Qualität und internationaler Anerkennung gelingt ihm Schritt für Schritt der Weg in den regionalen und nationalen Fördertopf. Im vergangenen Jubiläumsjahr hatte er deshalb zahlreich russische Gruppen eingeladen, um einen weitreichenden Überblick über den Stand von Post Modern Dance, New Dance, Tanztheater, physical theatre zwecks gegenseitigen Kennenlernens anzubieten und den professionellen Weg von zeitgenössischem Tanz in Russland aufzuzeigen.

    OPEN LOOK, das Festival für zeitgenössischer Tanz im russischen St. Petersburg, fand in diesem August bereits zum 21. Mal statt. Im Gegensatz zur stark russisch bestückten vergangenen Jubiläumsausgabe hatten die KANON Tanzkompanie von Vadim Kasparov und die künstlerische Leiterin des Festivals, Valeria Kasparova, ein bunt gefächertes Mosaik internationaler Vertreter des Genres eingeladen. Schwerpunkt im Educational Programm bildete u.a. Deutschland mit internationalen Vertretern. Im Festival Kalender lag der Fokus 2019 auf Süd-Korea.

    OPEN LOOK XXI vereinigte Workshops und Festivalvorstellungen in gelungener Weise. Für tanzinteressierte Jugendliche gibt es heute in ganz Deutschland Schulen, an denen auch sogenannte Jugendtanztage stattfinden, beziehungsweise eine tänzerische Vorausbildung belegt werden kann. KANON übernimmt diese Arbeit in St. Petersburg und führt die Jugendlichen in der Dance Company weiter in ein professionelles Feld.

    Internationale Meisterkurse und Laboratorien von Miquel G. Font (Spanien), Narendra Patil (Indien), Guilhem Chatir (Belgien), Liat Waysbort (Niederlande), Laurence Yadi, Nicolas Cantillon (Schweiz), Samir M’Kirech (Frankreich), Fabien Prioville & Azusa Seyama (Deutschland) waren in diesem Jahr dementsprechend äußerst gefragt. Ihr Erfolg bewies sich in Matineen, sowie rund um das offizielle Veranstaltungsprogramm.

    OPEN LOOK 2019 nahm vom sogenannten „handwerklichen Aspekt“ des Tanzes Abstand und präsentierte Vorstellungen unter Miteinbeziehung interdisziplinärer Arbeitstechniken und Videoinstallationen, eine Art choreografische Variante von Konzeptkunst. „Der zeitgenössische Tanz versteht sich nicht auf der Basis nur einer Technik oder ästhetischen Form, sondern aus der Vielfalt heraus. Er sucht Grenzüberschreitungen zwischen den Künsten und bricht immer wieder mit vorhandenen Formen. Zeitgenössischer Tanz in diesem Sinne hat eine offene Struktur, die sich bewusst von festgelegten, linearen Entwürfen der Klassik und Moderne absetzt.“ (Johannes Odenthal, Tanz, Körper, Politik. Texte zur zeitgenössischen Tanzgeschichte. 2., Theater der Zeit, Berlin 2012)

    In diesem Zusammenhang sei eine Videoinstallation von Fabien Prioville in Zusammenarbeit mit Kanon Dance angeführt. „We are open“ brachte Tanz und High-end Technologie in virtueller Realität zueinander.

    Die französische Produktion „Firebird: La Peri“, ein von Disneys Fantasia inspiriertes semi-interaktives Experiment, ermöglichte es dem Controller die Präsenz eines Charakters zu empfinden und damit zu spielen.

    In „MatchAtria“, der deutsch-japanischen Produktion von Yui Kawaguchi & Yoshimasa Ishibasi lag das Herz der Tänzerin im wahrsten Sinne des Wortes in der Hand jedes Besuchers, eine physisch wahrnehmbare Verbindung.

    „Dancewalk-Retrospectives“ der Company Neopost Foofwa, Schweiz, führte die Tänzerin Alizée Sourbé in einem Videodialog durch 400 zurückgelegte Kilometer ihres internationalen Tanzweges.

    Tero Saarinen & Kimmo Pohjonen (Finnland) fanden inspiriert von Beckett Maß für Maß auf zwei unterschiedlichen Stegen der Bühne und auf einem Klangteppich von Akkordeon und Computerklängen zueinander, eine der Shows, in der explizit der Aspekt des Körperlichen (körperlich sinnlicher Aspekt) im Vordergrund stand.

    Das russische Projekt von Valeria Kasparova aus St. Petersburg bewies auch in dieser Festivalausgabe einmal wieder ihren eigenen unkonventionellen Stil in einem Experiment. Die oftmals den Zuschauer mit Konzeptkunst überladene Welt des zeitgenössischen Theaters sollte in das Reale, in eine Welt des eigenen Ichs auch auf der Bühne, zurück geführt werden. Die 11 Protagonisten zelebrierten zur gemeinsamen Unterhaltung und Freude von Akteuren und Zuschauern den Prozess der Produktion auf einer intimen Bühne.

    Eine weitere russische Produktion erzählte die Geschichte von Tschechows Onkel Wanja. Choreografin Ksenia Mickheeva interpretierte in ihrem Projekt beeindruckend gebrochene und desorientierte Charaktere: „Ihr Tageslicht ist erlöscht, sie vegetieren Tea trinkend in einem Aquarium, während ihr Leben ruiniert wird. Manchmal jedoch blitzt ein Licht in dieser undurchdringlichen Dunkelheit auf, der zu ihnen vordringt.

    OPEN LOOK beschäftigte sich erstmalig mit dem Thema älterer Tänzer. Dieses Tabuthema im Ballett, bei dem es vorrangig um jugendliche Kraft und Schönheit geht, fand international bislang nur im Dokumentarfilm „Tanz mit der Zeit“ über vier ehemalige Tanzprofis, welche in einem autobiographischen Tanztheaterstück von Heike Hennig & Co mit 80 Jahren auf die Bühne zurückkehren, wurde die übliche Altersgrenze des aktiven Tänzerlebens von Mitte 30 aufgehoben.

    Das bedeutende und noch weitgehend unbearbeitete Feld von „Tanz und Alter“ beschäftigte die israelische Ex-Primaballerina Talia Paz in einer ganz persönlichen Kreation, in Tanzbewegungen, allesamt Teil ihres persönlichem Bewegungsmaterials, das sie in den letzten zwei Dekaden verkörpert und aufgeführt hat. Verschiedene Ausdrucksformen, von Ohad Naharin bis zu Matz Eks Stil, von Stijn Celis bis zu Sharon Eyals Körpersprache besuchte und untersuchte Talia Paz erneut.

    Dekonstruktion des Texts der Melodie aus der Refrain-Linie „Let Me Dance For You“ (A Chorus Line) in Fragmenten von Wörtern und Atemzügen begründete, ihre künstlerische Präsenz und ihr Können neu zu formulieren. Indem Talia Paz die Grenze zwischen persönlicher Körperlichkeit und gesprochenem Text und den sich auf der Bühne entwickelnden ungewissen Beziehungen überschritt, fordert sie ihren aktuellen physischen und emotionalen Zustand heraus. Es entstand eine zutiefst beeindruckende, paradoxe Landschaft, die sich zwischen Tragik und Komik, zwischen Blick und Gehör, zwischen Gesagtem und Gemachtem und zwischen dem Wunsch ihres Körpers, einerseits das Handwerk zu beherrschen und andererseits Kraft und Form zu verlieren, bewegte.

    „Andropolaroid 1.1, eine Tanz-Licht-Performance der Deutschjapanerin Yui Kawaguchi, ein Solo, begründet auf eigene Erfahrungen der Choreografin, nachdem sie aus Japan nach Deutschland ausgewandert war. Um ihre Beobachtungen mitzuteilen, hatte sie ein ausgeklügeltes Modell von Ton und Licht entworfen, das einen neuen Organismus schaffte, in den sie mit Körper und Seele eintauchte. Das Flackern des Lichts, der Sog des Klangs und die Neugier für diese fremde Welt trieben ihren Tanz an.

    Die Produktion „Time for us“ der Fabien Prioville Tanzkompanie aus Deutschland, der zusammen mit Ehefrau Azusa Seyama seit 2009 Choreografien entwickelt, basierte auf neuen technischen Entwicklungen der Kommunikationsmedien, konzentriert auf den Moment des Zusammentreffens zweier Menschen, die Suche nach der Bedeutung dieses Moments, die Erkundung von Orten der Gemeinschaft, die Beziehung der beiden Tänzer auf der Bühne. „Time for us“ konzentrierte sich auf die Erforschung von Intimität, die radikale Suche nach Nähe, den Wunsch zusammen zu sein, die eigene Geschichte, einschließlich der biografischen Antwort als Tänzer. Beide wurden in ihrer Arbeit stark von der Choreografin Pina Bausch beeinflusst. In ihrem neuesten Stück setzten sie sich auch mit deren Erbe auseinander. Die Performance spielte mit diesen Beziehungspunkten und zeigte zwei Individuen und ihren Wunsch, ihr künstlerisches Erbe hinter sich zu lassen, ohne es zu verwerfen.

    Weiter sei noch der Fokus Süd-Korea benannt. Die Kompanien „Siga“, „Art Project Bora“ und „Sok-do“ verführten mit ihren Vorstellungen die Besucher mit perfekten, Kraft strotzenden Tour-Programmen.

    Stand und Ausblick über Richtungen des zeitgenössischen Tanzes in Russland gab „I Dance“ von Pierre Giner (Frankreich) & Anetta Morozova, (Artist in Residence, SPB). Das Projekt beendete Open Look XXI und eröffnete zugleich das Science Fest in St. Petersburg.
    Pierre Giner schuf mit Hochtechnologie die perfekte Tanzmaschine. In Echtzeit mischte der Künstler die Choreografie fantastischer Kreaturen mit der Musik bekannter französischer DJs. Die Kostüme für die Figuren wurden von den Couturiers Christian Lacroix und Issey Miyake gestaltet, die Bewegungsabläufe vom französischen Choreografen Christian Rizzo. Pierre Giner kennt man als Flow-Künstler, ein Pionier der neuen Medien, der mit Innovation spielt. Dazu kamen die musikalische Begleitung einer DJ-Live-Performance der französischen Soundproduzentin OUSKA und Multiinstrumentalistin Anetta Morozova.
    „I Dance“ passte sich perfekt an die Kuppel eines der größten und technologisch fortschrittlichsten Planetarien der Welt in St. Petersburg an und bot den Zuschauern eine neue Dimension der Showwahrnehmung.

    OPEN LOOK 2019 bewies Engagement um ständige Erneuerung der modernen Tanzkunst. Und so wies die XXI. Festival-Ausgabe mit enormem Einsatz von High-Technology einen Weg des sich stetig weiter entwickelnden „Zeitgenössischen Tanzes“ nicht nur für Russland.

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    OPEN LOOK 2019 Contemporary Dance Festival St. Petersburg, Russland

    wurde veröffentlicht auf dieser Content Seite am August 22, 2019 in der Rubrik Presse - News
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